Thema vom 08.06.2001 - Seite Land


Spielerisches Lernen
VON ELISABETH RAGL

Das oö. Landesmusikschulwerk feierte erst kürzlich seinen 20. Geburtstag. Zahlreiche Veranstaltungen zeugten in den vergangenen Jahren von der hervorragenden Arbeit, die in den Musikschulen geleistet wurde - und wird. Viele Musikschullehrer sind auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, Musik anschaulich zu vermitteln und begreifbar zu machen. Ansatzpunkte dafür sind für mich eine spezielle Betonung des kommunikativen Elements der Musik als auch deren spielerische Vermittlung.

In den vergangenen Jahren wendete die Pädagogik vermehrt ihr Augenmerk auf Lernspiele als Lernbehelf. Während sich diese in der Grundschule längst etablierten, ist ihr Einsatz im Instrumentalunterricht noch immer Seltenheit. Zu Unrecht, denn Lernspiele tragen wesentlich dazu bei, die Kenntnis musikalischer Strukturen und Abläufe sowie eine Orientierungsfähigkeit am eigenen Instrument zu erwerben und zu vertiefen. Viele Wege führen zu einem musikalischen Verständnis, ohne das lebendiges Musizieren nicht möglich ist. Ein Weg, der vor allem von Fünf- bis 12-Jährigen gerne beschritten wird, ist das spielerische Lernen. Es sind bereits einige musikalische Lernspiele auf dem Markt; um Spiele jedoch speziell an die Erfordernisse und Gegebenheiten des Instrumentalunterrichts anzupassen, ist Kreativität gefragt.

Ein "Bei-Spiel":

Dieses Bei-Spiel ist meinem Buch entnommen: „Lernspiele im Musikunterricht. Vernetzung von Musikpsychologie und Spielpädagogik. Praktische Beispiele", Institut für Musikpädagogik der Oö. Landesmusikdirektion, © 2000 Studio Weinberg, Bestellung: Tel.: 07947/6686-0

Alle Punkte sollen so verbunden werden, dass sich eine C-DUR-Tonleiter von C - a' ergibt. Entweder beginnt man beim tiefsten Ton C und denkt die Tonleiter aufwärts, oder man wählt als Startnote den höchsten Ton (a'). In diesem Fall denke der Spieler die Tonleiter abwärts. Durch das Verbinden der Punkte entsteht ein Bild.

Nikolaus Harnoncourt spricht von Musik als Klangrede, immer wieder ist im Zusammenhang mit Musik von einer "universellen Sprache" die Rede. Doch auch diese Sprache will erlernt sein, und je mehr es gelingt, einzelne Fertigkeiten zu vermitteln ohne sie bewusst aus dem Kontext zu reißen, umso größer ist die Chance, dass diese Sprache später als "eigene" Sprache und nicht als Fremdsprache empfunden wird. Wer die Mühe auf sich nimmt, eine andere Sprache zu erlernen, der möchte sich darin auch mitteilen können und hier sind Publikum wie Musizierpartner gleichermaßen angesprochen.

Für Instrumentalschüler jeden Alters bildet das Ensemblespiel eine wesentliche Motivation, indem es zur musikalischen Kommunikation einlädt. Dabei werden die Fertigkeiten und Ambitionen mehrerer Schüler vernetzt und potenziert. Durch das Verknüpfen verschiedener Kunstrichtungen (Musik, Schauspiel, Bildende Kunst, Tanz, Literatur) im Bereich des oö. Landesmusikschulwerks können die Sinneswahrnehmungen der Ausführenden und des Publikums vertieft werden.

Wer wird zum Knüpfen eines solchen Netzes benötigt? Eine ganze Weberei von Lehrern, die miteinander in regem Austausch stehen, Schülern, die Lust auf gemeinsames Agieren haben und bereit sind, ihren Anteil auch alleine vorzubereiten. Engagierte Eltern, die helfen, musikalische Projekte durchführbar zu machen - und nicht zuletzt ein funktionstüchtiger "Webstuhl": ein organisatorisches Rückgrat wie das oö. Landesmusikschulwerk.

Elisabeth Ragl ist Cellolehrerin im oö. Landesmusikschulwerk. Ihr Buch "Lernspiele im Musikunterricht. Vernetzung von Musikpsychologie und Spielpädagogik. Praktische Beispiele" ist im Institut für Musikpädagogik der Oö. LMD erschienen.

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